Archiv
GOLDBERG-VARIATIONEN
30. Juni bis 2. September 2012
danach
7. November 2012 bis 15. Februar 2013
im Landratsamt Ludwigslust-Parchim
19370 Parchim
GOLDBERG DOKUMENTATION
1979
Aus dem Archiv des Bauamtes der Stadt Goldberg stammen Fotografien, die wohl im Jahre 1979, im Auftrag des Büros für Städtebau beim Rat des Bezirkes Schwerin, aufgenommen wurden.
In pragmatischen Reihungen, die an die Arbeiten von Bernd und Hilla Becher und an die Typologien von Lewis Baltz erinnern, wurden nahezu alle damals existierenden Häuser Goldbergs dokumentiert.
Leider konnten wir bislang nichts über die Entstehungsgeschichte dieser Bilder und ihre Autoren in Erfahrung bringen. Wir wären für jede Information sehr dankbar.
ARNO KOBABE
Spaziergänge durch Goldberg
Zum ersten Mal öffentlich vorgestellt wurden in dieser Ausstellung Fotografien von Arno Kobabe.
Herr Kobabe hat Goldberg, beginnend während der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts, in ruhigen, einfühlsamen Bildern und mit eindrucksvoller gestalterischer Sicherheit dokumentiert.
ZEITREISE IM BILDFORMAT
Horst Kamke
„Dass es Bilder mit Motiven aus Goldberg sind, hat mich eigentlich nicht so sehr interessiert als dass dabei Fotos von Weltrang sind“, begeisterte sich Gerhard Stromberg bei der Vernissage zu „Goldberg Variationen“. Benannt ist die Ausstellung nach einem berühmten Klavierwerk von Johann Sebastian Bach, das vom Pianisten Glenn Gould genial interpretiert wurde.
In stundenlanger Arbeit hat der studierte Fotograf Stromberg Bilder aus dem Naturmuseum, die des Goldbergers Arno Kobabe oder private Leihgaben mit einem hochwertigen Scanner digitalisiert und danach die Kratzer, Flecken und Knicke elektronisch retuschiert. Mit fein pigmentierter Tinte wurden die Dateien dann auf mattes, säurefreies, wasserabweisendes Qualitätspapier gedruckt und plan auf Dibond-Platten aufgezogen.
Rahmenlos hängen die schwarz-weißen Fotografien in den Räumen des jungen Vereins „Goldbergkunst“ in der Langen Straße 90. Ihr großer Kontrastumfang lässt ebenso staunen wie ihre unglaubliche Schärfe. „Ich wollte ihnen zu einem neuen Leben verhelfen“, beschreibt Stromberg seine Motivation. Während der Arbeit zur Ausstellung, so Stromberg, habe er die Fotografen der Bilder als Interpreten begreifen gelernt „und etwas gefunden, das Bezug zu mir selbst hat“. Die Ausstellung ermögliche es jedem Betrachter, das eigene Leben mit den Bildern zu verknüpfen. „Sie bieten die Chance, sie losgelöst von einem Anliegen, nicht zweckgebunden und damit als reine Kunstwerke zu betrachten.“ Das Porträt von Fräulein Schmidt beispielsweise, um 1905 fotografiert, komme in seiner Gestaltung der Qualität eines Holbein-Gemäldes in der Londoner Nationalgalerie gleich.
Die Ausstellung „Goldberg Variationen“ gliedert sich laut Stromberg in drei Gruppen. Das älteste Foto von 1884 zeigt Mudder Harnack, deren komplettes Hab und Gut auf einem Handkarren Platz fand. Diese Abteilung endet mit Fotos, die 1930 alte Haustüren abbildeten und damit an die pragmatischen Reihungen der Fotografen von Hilla und Bernd Becher erinnern. Die zweite Abteilung zeigt Ausschnitte aus einem Fundus von rund 650 Fotos, mit denen 1979 alle in Goldberg existierenden Häuser dokumentiert wurden – für Alteingesessene eine wahre Fundgrube und Anlass zu erinnerungsgeschwängerten Gesprächen. Die dritte Bildergruppe zeigt Fotografien, auf denen der Goldberger Zahnlabortechniker und Fotograf Arno Kobabe mit seiner „Exakta Varex“ Motive aus der Stadt für die Nachwelt festhielt. „Wir leben in keiner grauen, hässlichen Stadt“, schwärmte Stromberg. Es gebe viele gute Gründe, auf Goldberg stolz zu sein. In einer der nachfolgenden Ausstellungen will der Fotograf eine farbige Dokumentation von HO-Verkaufsstellen zeigen.
Die Ausstellung „Goldberg Variationen“ ist bis zum 2. September mittwochs bis freitags von 15 bis 18 Uhr sowie samstags, sonntags und an Feiertagen von 11 bis 16 Uhr geöffnet.
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Horst Kamke ist freier Journalist und lebt in Parchim.
Seine Rezension erschien zuerst in der SCHWERINER VOLKSZEITUNG am 2. Juli 2012.