GOLDBERG - VARIATIONEN II:
DANIELA MELZIG -
JUWELEN VON GOLDBERG
7.6. bis 14.7.2013
geöffnet Mittwoch bis Sonntag und an Feiertagen, 15:00 bis 18:00 Uhr
VON DER LEICHTIGKEIT DER STOFFE
Sabrina Panknin
Wie ein Mosaik liegen sie auf einem weißen Laken, nebeneinander, übereinander. Die bedruckten Glasscheiben faszinieren einen auf den ersten Blick, obwohl es mehrere Blicke bedarf, um etwas zu erkennen. Die Seiten des Glases sind ein wenig beschliffen, doch nicht vollendet - wie ein roher Diamant kommen sie daher. So sieht Daniela Melzig auch die Frauen von Goldberg. Deshalb trägt diese Reihe von Kunstwerken auch den Namen "Juwelen von Goldberg - Eine Hommage an die Frauen von Goldberg." Die Werke sind ein Teil von der neuen Ausstellung in der Goldberggalerie. "Goldberg-Variationen II - Freies Land" bildet die Fortsetzung der ersten Ausstellung "Goldberg-Variatinen" aus dem vergangenen Jahr. Auch diese Schau zeigt Fotografien aus Goldberg von vor vielen Jahren. Wieder einmal taucht der Verein Goldbergkunst in die Vergangenheit der Kleinstadt an der Elde ein.
Daniela Melzig wird ein Teil dieser Schau in Goldberg sein. Auch sie lässt sich auf die Vergangenheit ein, auch sie verschmilzt in ihrem Arbeiten mit den alten Fotografien aus einer vergangenen, anderen Welt. Die Bildende Künstlerin stammt ursprünglich aus Bielefeld. Nach der Schule beginnt sie in Aachen ein Studium der Umwelttechnik, auf Raten der Mutter. Doch in Daniela Melzig schlummert die Künstlerin. Schon immer hat sie gebastelt und gemalt. "Mit Puppen habe ich nie gespielt in meiner Kindheit", erinnert die 44-Jährige. Dann entschließt sie sich doch etwas mit Kunst zu machen und bewirbt sich an der Universität in Maastricht. Eine zweitägige Aufnahmeprüfung steht an. Diese besteht Daniela Melzig und wird angenommen. Mit dem Vorsatz nie Modedesign zu studieren, geht Daniela Melzig von Aachen nach Maastricht, doch dann kommt alles anders als sie denkt. " Stoffe haben mich dann doch fasziniert und ich habe damit künstlerisch gearbeitet. Eigentlich wollte ich immer Malerei studieren." Das Studium in den Niederlanden lässt ihr den Freiraum, sich selbst zu entscheiden, in welche Richtung es geht. "Wir konnten in alle Bereich reinschnuppern und erst kurz vor Schluss haben uns unsere Professoren gezeigt, wie sie arbeiten. Sie wollten uns nie beeinflussen in unserer eigenen Entwicklung. Jeder Künstler sollte sich frei entwickeln können, das fand ich sehr toll." Nach dem Studium arbeitet Daniela Melzig deutschlandweit als Künstlerin. Zum ersten Mal kommt sie 2001 nach Mecklenburg-Vorpommern, pendelt fortan acht Jahre lang zwischen Aachen und Augzin hin und her. Bis sich die 44-Jährige nach einem Pädagogik-Studium in Belgien ganz entschließt nach Mecklenburg-Vorpommern zu ziehen. "Mein Bauchgefühl hat mir gesagt, dass ich zurück nach Mecklenburg muss", sagt sie und lächelt.
Ihre Kunst ist besonders, durchsichtig, lebendig, luftig, leicht: Hier und da schimmert etwas hindurch. Schemenhaft zeichnet sich ein Gesicht ab, verschwommen, ungenau, geheimnisvoll. Die Frau auf dem Bild sitzt und hat das eine Bein über das andere geschlagen, sie lächelt in die Kamera. All die Bilder auf den insgesamt neun Glasscheiben zeigen Goldberger Frauen. Sie sind es, die Daniela Melzig beim Durchblättern eines Fotoalbums sofort fasziniert haben. "Als ich im Album blätterte, bekam ich sofort einen Bezug zu den Frauen auf den Bildern. Ich wollte weg von den klassischen Familienfotos, hin zu etwas Neuem. Dabei entstand der Gedanke an einer Ausstellung zu den Frauen, den Juwelen von Goldberg, schließlich werden Frauen auch oft ,mein Kleinod' genannt", erklärt die Künstlerin. In einem besonderen Verfahren bedruckt die Augzinerin die Glasscheiben mit den ausgewählten Porträts der Frauen. "Ihre Schönheit hat mich beeindruckt und die will ich würdigen. Zumal sie in einer schwierigen Zeit damals gelebt haben." Die Idee zu ihren Kunstwerken nimmt ihren Anfang bei ihrer eigenen Oma. Ein Bild von ihr stand immer bei Daniela Melzig herum. Es zeigt ihre Omi - wie sie sie heute noch liebevoll nennt - einmal anders. "Auf dem Foto liegt meine Omi in Unterwäsche auf einem Sofa, sie ist jung. Das Bild hat mir gezeigt, dass sie nicht viel anders war als ich selbst. Wahrscheinlich habe ich das unterbewusst immer mit mir herumgetragen und mich dann erinnert, als ich die Aufnahmen von den Goldberger Frauen gesehen habe."
Die Glasscheiben geben nicht alles preis, Daniela Melzig bearbeitet die alten Fotografien nur wenig, das Unscheinbare soll erhalten bleiben. "Ich setze Akzente, ansonsten lege ich großen Wert auf die Durchsichtigkeit der Stoffe, denn das bedeutet für mich Leichtigkeit." Ihre Kunstwerke einfach an die Wand hängen, das funktioniert für die Diplom-Künstlerin nicht. "Ich muss mir den Raum genau anschauen. Bilder und Raum müssen eine Symbiose ergeben. Die Bilder erzählen mir Geschichten, so ist es auch beim Anbringen der Glasscheiben." Denn auch Rauminstallationen gehören zum Spektrum der Bildenden Künstlerin aus Augzin. Noch liegen die bedruckten Glasscheiben auf den Fliesen in der Goldberggalerie. Doch von Sonnabend, 8. Juni, an werden sie bis zum 14. Juli an der Wand hängen - als ein Werk der neuen Ausstellung von Goldbergkunst. Im Mittelpunkt stehen die Frauen - die "Juwelen von Goldberg".
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Sabrina Panknin ist Redakteurin der SCHWERINER VOLKSZEITUNG in der Redaktion Lübz.
Ihr Artikel erschien zuerst in der SVZ vom 7.6.2013
DANIELA MELZIG
1968
geboren in Bielefeld
1986-1988
Chemisch-Technische Assistentin, Städtische Berufsschule Bielefeld
1994-1999
Bachelor of Arts, Akademie f. bildende Künste, Maastricht, NL
2008-2009
Kunstpädagogik, Autonome Hochschule, Eupen, B
2009-2012
Kunsterzieherin, Ecolea Internationale Schule, Schwerin
Seit 2013
Freie Mitarbeiterin, Staatliches Museum Schwerin
Seit 1999
Freischaffende Bildende Künstlerin
Ausstellungsbeteiligungen
1997
“Weichmacher”, Kunst- und Kulturverein Haus Troisdorf e.V., Kunstfestival, Monschau
1997-2008
“Filmfreunde Moresnet”, Filmproduktionen, Moresnet, B
1998
Galerie “Atelier Nieuw & Jong Talent, Maastricht, NL
1999
“Hat Abfall Zukunft”, MECC Umweltmesse, Maastricht, NL
“Erinnern an Europa”, Multi-Disciplinaire Workshop der ABK
und Bouwakademie Maastricht, 1. Preis, Maastricht, NL
2000
Galerie “Pandora”, Algarve, P
2006-2013
“Kunst Offen”, Mecklenburg-Vorpommern, Grebbin, Rothen
2007
“Ein- und Ausblicke”, Glashütte Schloss Griebenow, Griebenow
“Bahnhof verstehen”, Teilnahme an der Kunstroute Aachen, Aachen
2008
“Pavillion du rève”, Landart, Moresnet, B
2009-2013
“Kunst Heute”, Kulturhaus Mestlin
2010
“Changing Perspectives”, EU Youth Meeting, künstlerische Leitung, Röbel
2011
Druckgrafikfestival, Kontor Kunstkaufhaus, Schwerin
2012
“Brückenbilden”, Privatsammlung des Institutes für Gesundheitssport und Prävention, Schwerin
Künstlergruppen
2006-2007
Teilhaberin an der Produzentengallerie “Artikel 5”, Aachen
2006-2010
Gründungsmitglied des Kunstvereins Grebbin e.V., Grebbin
Seit 2009
Mitglied und Atelier im Rothener Hof e.V.
Seit 2013
Mitglied im Künstlerbund Mecklenburg und Vorpommern im BBK
Studienreisen
1991
Europa
1993-1994
Südamerika
2000
Iberische Halbinsel
2005
Asien