FLORIAN HETZ
LAOKOON
31. MAI BIS 23. JUNI 2024
Der Titel der Ausstellung bezieht sich auf eine antike Skulptur, die sich seit ca. 1500 im Besitz des Vatikans befindet. Sie ist exemplarisch für die Zeit des Hellenismus. In den dramatischen Verdrehungen und Dehnungen der dargestellten Figuren zeigt sich eine Parallele zum Manierismus der Renaissance.
Dem vergleichbar kann man die Fotografien Florian Hetz‘ lesen. Sein Thema ist unser größtes Organ, die Haut, die er visuell abtastet. Als Modelle für seine Untersuchungen wählt er in der Regel athletische, durchtrainierte Männer, deren Körper an jene professioneller Tänzer erinnern. Deren Haut spannt sich über Muskeln und Knochen. Hetz zeigt sie in Detailansichten manierierter Posen. Diese Details sind wichtig, um die Haut in ihrer farblichen Veränderung durch Erregungen, Spannungen und Verletzungen zu zeigen. Hetz erwähnte einmal in einem früheren Gespräch, er begeistere sich für Grautöne. So bevorzugt er in weiten Teilen seines Werkes blasse weiße Körper deren durchschimmerndes venöses Blut mit dem rötlichen, arteriellem durch Spannungen hervorgerufenen kontrastiert. Gleich einem Maler, der dargestellte Körper durch die Wahl der Untermalung die Wirkung der Oberfläche vorgibt, beobachtet Hetz die farbigen Schichtungen von Epidermis und Subcutis.
Hetz‘ Arbeiten erinnern an das fotografische Werk Mapplethorpes. Wie dieser fokussiert er den männlichen Körper und stellt schwarze und weiße Männer gegenüber. Hetz benutzt dazu aber die Farbfotografie und ist damit weit vom strengen, postmodernen Komponieren Mapplethorpes entfernt. Bei Hetz ist Schwarz nicht einfach nur Schwarz sondern oszilliert in malerisch barocker Manier zwischen Blau und Braun. So stellt er „Schwarze“ und „Weiße“ gleichberechtigt nebeneinander, betrachtet deren Oberflächen mit derselben Begeisterung sodass kein Exotismus verfängt.
Florian Hetz‘ Bilder verleiten zum Wunsch des Betastens. Er zoomt an seine Modelle heran. So werden die Fotografien zur Schnittstelle zwischen mir und Dir. Und darin liegt die eigentliche Erotik der Bilder. Wir sind dem Objekt der Begierde nah und können es förmlich schon riechen. Und wie Bette Midler als Hexe in der Halloween-Komödie Hokus Pokus möchte man an Jugend und Schönheit saugen, sie einatmen. Vorbild dafür sind die klassischen Skulpturen der klassischen Antike. Mit Winkelmann kamen diese Bilder im Klassizismus nach Westeuropa und wurden zur körperlichen Blaupause für unseren Blick in den Spiegel. Sie sind fester Bestandteil unseres Kanons in Ästhetik und Medizin. In dieser Ausstellung werden sie den Menschen auf gleicher Ebene mit ihren Verletzungen und Spuren der Zeit einander gegenübergestellt. Der Diskurs über die Vergänglichkeit dessen, was wir als schön empfinden kann beginnen.
Stefan Thiel
unserer Ausstellung
LAOKOON
Eine Werkliste mit Verkaufpreisen können Sie hier herunterladen.
Vom Motiv Laokoon #4 ist anläßlich unserer Ausstellung eine limitierte Edition von 20 Exemplaren in der Größe 18x24 cm (Motiv) zum Preis von 180,00 Euro erhältlich. Bitte nutzen Sie für die Bestellung unser Kontaktformular.
Alle Abbildungen © 2024, Florian Hetz